Rund 180 Personen tuckerten am 18. April mit dem Schiff «Rhystärn» auf dem Rhein und feierten den 125. Geburtstag des KMU Pratteln. Ebenfalls auf dem Wasser wurde die jährliche Generalversammlung abgehalten. Diese dauerte, um der Zahl 125 gerecht zu werden, exakt eine Stunde und 15 Minuten, wie Anita Fiechter-Hintermann sagt, Präsidentin des KMU Pratteln und Mitinhaberin der Werbe- und Kommunikationsagentur «different digital». Der Standpunkt konnte ihr ein paar Fragen stellen:
Standpunkt: Frau Fiechter-Hintermann, Pratteln ist einer der grossen unter den KMU-Vereinen im Baselbiet. Wer alles ist bei Ihnen dabei?
Anita Fiechter-Hintermann: Wir sind primär für KMU tätig, und wie es der Name schon sagt, ist die Firmengrösse auf kleine und mittelgrosse Unternehmen beschränkt. Weil wir aber auch grössere Unternehmen nicht ausschliessen wollen, haben wir die Möglichkeit geschaffen, bei uns sogenannte Patronatsmitglieder zu werden. Diese haben zwar kein Stimmrecht, dürfen aber an den Anlässen dabei sein und auch an Gewerbeausstellungen mitmachen. Patronatsmitglieder erhalten Infomails und haben so die Möglichkeit, ihre Informationen an die KMU weiterzugeben. Hier steht die Vernetzung im Vordergrund. Da in Pratteln schon seit Jahren die Neuansiedlungen von Firmen laufen, ist unser Verein von unter 200 auf 265 Mitglieder angewachsen. Wir sind nicht nur einer der grössten Gewerbevereine im Kanton, sondern auch einer der ältesten und sehr aktiv. Zum Beispiel schreiben wir neugegründete Firmen direkt an und zeigen ihnen auf, welche Vorteile sie haben, wenn sie bei uns Mitglied werden.
Welche sind die dringlichsten Probleme, die der KMU Pratteln angehen will?
Ich rede nicht gerne von Problemen, denke lieber lösungsorientiert. Unsere Beziehung zu den Behörden ist sehr positiv. Wir haben einen guten Austausch und können eine sehr aktive Rolle im Mitgestalten ausüben. Für mich persönlich ist die Arealentwicklung eine der dringendsten Aufgaben.
Weshalb?
Das Entwicklungskonzept für die Areale rund um den Bahnhof wird mittelfristig das produzierende Gewerbe verdrängen, und es wird sich mehr Dienstleistungsgewerbe ansiedeln. Natürlich stellt sich dann die Frage, wohin dieses produzierende Gewerbe umziehen könnte. Die Gemeinde erarbeitet ein Konzept, das Lösungen aufzeigen soll. Die Hauptschwierigkeit ist nicht der Lärm, sondern das Verkehrsaufkommen, das durch die Lieferungen mit LKWs entsteht. Dieser Verkehr hat künftig rund um den Bahnhof keinen Platz mehr.
Wie rasch werden diese KMU umziehen müssen?
Das wird nicht von heute auf morgen passieren. Es gibt Betriebe, die lange Verträge haben, bis zu 15 Jahren. Die Arealentwicklung wird uns in den nächsten 20 Jahren beschäftigen.
Wie sieht es bei der Besetzung der Ausbildungs- und Lehrlingsstellen aus? Haben die KMU Pratteln ausreichend Nachwuchs?
Natürlich sind auch wir vom Fachkräftemangel betroffen. Wir haben die Thematik schon vor längerer Zeit in unserem KMU-Magazin «47°» aufgenommen. Für uns steht aber im Vordergrund, dass KMU in ihre Arbeitgebermarke investieren, damit Lehrlinge wie Ausgelernte, sprich Arbeitskräfte, den Betrieb interessant finden. Arbeitnehmer gehen dorthin, wo es für sie am attraktivsten ist.
Diesen Herbst präsentiert sich der Verein ganz besonders. Was ist geplant?
Für mich ist die Ausstellung «KMU 24» das Highlight in diesem Jahr. Im Herbst, vom 20. bis 22. September, präsentieren sich ganz viele KMU im Dorfkern von Pratteln. Der Verkauf der Standflächen ist schon erfreulich angelaufen, wir kommen gut voran. Wir entwickeln uns zwar zu einer Stadt, aber der Dorfcharakter bleibt erhalten, und dies spiegelt sich im Zusammenhalt des Gewerbes, das diese Ausstellung gemeinsam auf die Beine stellt.
Foto: Gruppenbild des Vorstandes (v.l.): Urs Schneider, Pia Brusch, Giuseppe Puglisi (neu), Laura Santschi, Roman Schneider, Anita Fiechter-Hintermann und Stefan Kündig.
Zum aktuellen Standpunkt der Wirtschaft.