«Unsinniges Verhältnis von Kosten und Nutzen»

«Unsinniges Verhältnis von Kosten und Nutzen»

Editorial von Christoph Buser (Direktor) aus dem aktuellen Standpunkt der Wirtschaft.

Allmählich stellt sich die Frage, welchen Stellenwert die Bedürfnisse der KMU bei der Kantonsregierung haben. Nach der geplanten Strassenverlagerung in Arlesheim/Münchenstein, wo in einem Wirtschaftsareal von kantonaler Bedeutung wegen einer neuen E-Bike-Piste Gebäude von KMU abgerissen werden sollen, ist die Tramverlängerung nach Allschwil ein weiteres Kapitel einer fragwürdigen Politik. Immer nur den öffentlichen Verkehr und den Langsamverkehr im Auge zu haben, ist einseitig, falsch und ideologisch.

 

Es ist Wunschdenken anzunehmen, dass insbesondere elsässische Grenzgänger, die unsere Region dringend braucht, mit dem öffentlichen Verkehr an ihre Arbeitsplätze in der Region Basel gelangen können. Die französische Infrastruktur im Osten Frankreichs ist nun mal nicht auf Basels ÖV-Konzept ausgelegt. Das erklärt auch, warum beim Morgen- und Abendverkehr der Grenzgängeranteil mehr als 60 Prozent ausmacht. KMU berichten, dass wichtige Facharbeiter aus dem Elsass Jobangebote ausschlagen, weil der tägliche Zeitverlust als zu hoch angesehen wird. Doch statt auf neue Umfahrungen und Strassen zu setzen, fördert die politische Mehrheit einseitig den ÖV sowie den Langsamverkehr.

 

Das Projekt rund um die alte Ziegelei in Allschwil ist ein weiteres Beispiel für eine undurchdachte Politik. Das Vorhaben lässt die Möglichkeit einer seit Jahrzehnten diskutierten Südumfahrung von Basel kategorisch aussen vor und setzt zudem mit dem Tram auf ein Transportmittel, das als veraltet gilt. Die Projektverfasser und -befürworter müssen erklären, warum ein Weiterzug der Tramlinie 8 – Kosten über 50 Millionen Franken – die beste Lösung ist. Und warum die Gewerbezone Bachgraben, ein schweizweit wichtiges Wirtschaftsgebiet, bislang noch nicht ausreichend erschlossen wurde? Die Forderung nach einem besseren Anschluss via Autobahn liegt schon lange auf dem Tisch.

 

Bei genauerer Betrachtung weist das Tramverlängerungsprojekt ein unsinniges Kosten-Nutzen-Verhältnis auf, das weder den Bewohnern noch den Pendlern gerecht wird. Der Kanton Basel-Landschaft sollte grosses Interesse daran haben, den Unternehmen optimale Standortbedingungen zu bieten. Dazu gehört ebenso eine gute Erschliessung wie die Gewährleistung, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglichst ohne Stau den Arbeitsort erreichen und somit auf benötigte Fachkräfte zählen können.

 

Die Realität zeigt, dass die bisherigen Lösungen Scheinlösungen sind, die das Problem nicht beheben, sondern verschlimmern. Die Verkehrsplanung muss sich an den tatsächlichen Bedürfnissen der Menschen orientieren. Und nicht umgekehrt.

 

Aus dem aktuellen "Standpunkt der Wirtschaft"

Fr. 5. Juli 2024