Neues Tramprojekt nach Allschwil: Falscher Ansatz und einseitig

Neues Tramprojekt nach Allschwil: Falscher Ansatz und einseitig

Der Kanton Basel-Landschaft und die Gemeinde Allschwil rufen die Bevölkerung zur Mitwirkung an der Neugestaltung der Binningerstrasse sowie der Verlängerung der Tramlinie 8 auf.

Die Gemeinde Allschwil ist ein wichtiger kantonaler Wirtschaftsstandort. Die Verkehrssituation in dieser Gemeinde jedoch ist seit langem unbefriedigend: Aufgrund des hohen Pendlerverkehrs aus und nach Basel sowie dem Elsass ist der Verkehr oft überlastet. Und die Lage wird sich in Zukunft noch weiter zuspitzen, weshalb die Gemeinde seit Jahren auf eine Lösung hofft, obwohl es bei der Realisierung grosser Verkehrsprojekte in Allschwil harzt – weder der Zubringer Bachgraben (ZUBA) noch die Umfahrungsstrasse kommen so richtig voran. Dennoch planen die Behörden nun bereits ein weiteres Projekt: Der wichtigste Bestandteil davon ist die Verlängerung der Tramlinie 8, die derzeit an der Grenze zwischen Basel und Allschwil endet. Durch ein Weiterziehen der Tramlinie soll das Gebiet rund um die Alte Ziegelei besser erschlossen werden, und es soll mehr Raum für Wohnen und Arbeiten entstehen, wie es im Projektbeschrieb heisst.

 

Die Bauarbeiten an der Binningerstrasse sollen im Jahr 2028 beginnen, und es wird mit einer Bauzeit von rund drei Jahren gerechnet. Die Kosten sind auf 82 Millionen Franken veranschlagt. Davon soll der Bund im Rahmen der Agglomerationsprogramme rund 30 Millionen Franken übernehmen (40 Prozent der anrechenbaren Kosten). Die restlichen Kosten trägt mehrheitlich der Kanton Basel-Landschaft. Die Gemeinde Allschwil, der Kanton Basel-Stadt und Private sollen sich ebenfalls finanziell beteiligen.

 

Ziel des Grossprojekts: Mit der Tramlinienverlängerung soll die Verkehrssituation in Allschwil entschärft und das Quartier besser erschlossen werden. Erhofft wird sich auch, dass mit der Neugestaltung der Binningerstrasse der Verkehrsfluss verbessert, die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer erhöht und die städtebauliche Qualität gesteigert wird. Geplant ist auch die Erneuerung von Fahrbahnen, breitere Gehwege und neue Radwege.

 

Projekte von dieser Grösse und Bedeutung machen Planungs- und Mitwirkungsprozesse erforderlich. Am 30. Mai hat deshalb die öffentliche Mitwirkung begonnen, die bis zum 10. Juli dauert. Die Einbindung der Bevölkerung und der beteiligten Institutionen ist essenziell, um am Ende ein Projekt vorliegen zu haben, das den Interessen der Bevölkerung und der Region entspricht.

 

Die Wirtschaftskammer Baselland lehnt das Projekt in seiner jetzigen Ausgestaltung ab. Zwar wird die grundsätzliche Zielsetzung, staugeplagte Gemeinden verkehrlich zu entlasten, vorbehaltlos unterstützt. Aber dem Projekt fehlt eine ganzheitliche Verflechtung mit bereits laufenden Verkehrsprojekten wie etwa der Umfahrungsstrasse von Allschwil.

 

Die Überarbeitung des Projekts ist auch deshalb nötig, weil mehrere Ziele als unrealistisch einzustufen sind. Die Wirtschaftskammer bezweifelt stark, dass die Tramverlängerung die Gebietsentwicklung unterstützen und zugleich die ganzheitliche Verkehrssicherheit aufrechterhalten wird. Die Anbindung des aufblühenden Gebiets ist zwar wünschenswert, jedoch sind Alternativen zum Tram zu prüfen. Entgegen der Ausführung aus dem technischen Bericht erachtet die Wirtschaftskammer das Tram nicht als zeitgemässen Verkehrsträger, sondern vielmehr als Transportmittel, das in der jetzigen Ausgestaltung zu erheblichem Rückstau und folglich zu einer unerwünschten weiteren Verkehrsbelastung führen wird. Zudem wird infrage gestellt, ob sich durch ein solches Projekt tatsächlich die Verkehrssicherheit erhöht. Mit einem zusätzlichen Verkehrsträger, so die Wirtschaftskammer, werde sich die Situation auf der Binningerstrasse nicht beruhigen.

 

Aus dem aktuellen "Standpunkt der Wirtschaft"

Fr. 5. Juli 2024