Die Wirtschaftskammer Baselland hat parallel zur Lancierung der 16 neuen Volksinitiativen ein Magazin veröffentlicht, das kostenlos an Haushalte und Mitglieder der Wirtschaftskammer abgegeben wird und alle 16 Initiativbögen zum Unterschreiben beinhaltet. «Wirtschaftsstandort Baselland: Zurück in die Erfolgsspur» bietet viel geballte Info zu den Initiativen und deren Zielen. Das Magazin richtet sich an Unternehmen, die Bevölkerung und politische Entscheidungsträger gleichermassen. Neben den Initiativen verschaffen die 80 Seiten mehreren lokalen Unternehmern Gehör. Diese schildern, wie sie im Tagesgeschäft mit den strukturellen Problemen der Region kämpfen. «Diese Initiativen sind eine direkte Antwort auf den spürbaren Unmut unter den KMU der Region», sagt Roman Mayer, Präsident der Wirtschaftskammer Baselland (vgl. auch Artikel S.3).
Carole Woertz beispielsweise, Verwaltungsratspräsidentin der Woertz AG in Muttenz, kritisiert den Mangel an Fachkräften: «Der Arbeitsmarkt ist leer. Vor allem Spezialisten sind schwer zu finden.» Woertz berichtet im Gespräch, dass das Unternehmen neue Wege im Recruiting eingeschlagen hat: «Anstatt nur Stellen auszuschreiben, rufen wir gezielt dazu auf, gemeinsam mit uns die Firma weiterzuentwickeln.» Mit diesem Ansatz habe die Woertz AG Menschen erreicht, die sich aktiv einbringen und langfristig im Unternehmen bleiben wollen. «Manche verlassen sogar sichere Jobs, weil sie bei uns mitgestalten können», so Woertz.
Auch die Selmoni Gruppe, ein regional verankertes Unternehmen aus der Elektrotechnik mit Sitz in Münchenstein, sieht die Lösung in der dualen Berufsbildung. CEO Rainer Keller hebt im Magazin die Bedeutung von Ausbildungsplätzen hervor: «Der Fachkräftemangel ist allgegenwärtig. Deshalb investieren wir gezielt in Lehrlinge und bieten ihnen klare Karriereperspektiven.» Keller beobachtet wie andere mit Sorge, dass die Zahl der Jugendlichen wächst, die einen akademischen Bildungsweg einschlagen, und handwerkliche Berufe zunehmend gemieden werden. «Es ist wichtig, dass wir den handwerklichen Berufen mehr Sichtbarkeit geben», sagt Keller. «Die Lehre ist kein Relikt aus der Vergangenheit, sondern ein zukunftsfähiges Modell.»
Bürokratie als grosse Hürde
Viele KMU im Baselbiet kämpfen nicht nur mit dem Fachkräftemangel, sondern auch mit wachsender Bürokratie. «Es gibt immer mehr und noch mehr Regeln», klagt Mayer. Unternehmen würden berichten, dass die Verwaltung oft wenig flexibel sei und Entscheidungen hinauszögere, zulasten der KMU. Christian Hamann, Geschäftsführer der Rofra Holding AG, beschreibt die aktuelle Lage so: «Die heutige Verwaltung scheut sich vor verbindlichen Angaben. Es herrscht eine Angstkultur.»
Etliche Unternehmen hoffen auf Reformen und wünschen sich, dass diese möglichst rasch erfolgen. So etwa Thomas Inauen, CEO der Aquasant AG in Bubendorf. Er kritisiert die zunehmende Konkurrenz durch den Staat. «Der öffentliche Sektor bietet bessere Gehälter und zieht Fachkräfte ab», so Inauen. Dies sei ein ernstes Problem für kleine und mittlere Unternehmen. Diese Kritik teilt Roman Mayer. Er sieht die wachsende Konkurrenz durch den Staat ebenfalls mit grosser Sorge: «Der Staat ist mittlerweile der grösste Arbeitgeber», sagt er. Eine Entwicklung, die Mayer als bedenklich und problematisch für die KMU einstuft, weil sie ein gesundes Wirtschaftswachstum massiv dämpft. Mayer fordert deshalb: «Wir brauchen Behörden, die uns als Unternehmen unterstützen, statt uns mit Bürokratie zu lähmen.»
Fokus auf die 16 Initiativen
Das Magazin stellt die Initiativen im Detail vor und teilt sie in sechs Wirtschaftsfaktoren auf, die für eine Weiterentwicklung der KMU zentral sind: Arbeitsmarkt, Berufsbildung, Bürokratieabbau, Staatswesen, Mobilität und Energie. Eine zentrale Forderung ist die Förderung von Vollzeitarbeit. «Wenn immer mehr Menschen in Teilzeit arbeiten, fehlen uns auf lange Sicht die Beiträge für die Sozialsysteme», sagt Mayer. Ein weiteres Anliegen ist die gezielte Zuwanderung von Fachkräften. Mayer plädiert dafür, die Hürden für Arbeitskräfte aus Drittstaaten zu senken: «Der Fachkräftemangel zwingt uns, neue Wege zu gehen.»
Ein weiteres wichtiges KMU-Anliegen, das im Magazin «Wirtschaftsstandort Baselland: Zurück in die Erfolgsspur» enthalten, ist die Mobilität. Dieses Thema hat bei den KMU einen hohen Stellenwert, wie aus einer Umfrage unter 100 KMU im Baselbiet hervorgeht. Grund: Staus und Verkehrsprobleme belasten die Unternehmen. Denn die fast dauerverstopften Strassen verlängern nicht nur den Arbeitsweg von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sondern auch die Anfahrt zu den Kundinnen und Kunden. Zum Thema Strassen und Mobilität sagt Christoph Buser, Direktor der Wirtschaftskammer Baselland: «Wir brauchen eine moderne Infrastruktur – wir sind noch auf dem Stand von 1970.»
Die Initiativen machen auch steuerliche Anreize zum Thema, damit Familien entlastet werden und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessert wird. So sollen beispielsweise die Kosten für externe Kinderbetreuung voll absetzbar werden. «Wenn Eltern hohe Betreuungskosten haben, wird der Wiedereinstieg in den Beruf unattraktiv», heisst es im Magazin.
Impulse für die Zukunft
Das Magazin will nicht nur informieren, sondern auch den Dialog anstossen. «Wir appellieren an die Bevölkerung, nicht egoistisch zu denken», sagt Mayer. Denn es gehe nicht nur um heute. Viel mehr stehe die nächste Generation im Fokus. «Wir müssen jetzt handeln, damit das Baselbiet nicht den Anschluss verliert.»
Die ersten der 16 Initiativen sollen 2026 zur Abstimmung kommen. «Es kann sein, dass wir nicht mit allen gewinnen werden», so Buser. Ziel sei es jedoch, dass die Themen in der politischen Debatte an Bedeutung gewinnen und die Wirtschaftsanliegen und -forderungen wieder in den Fokus rücken. «Wenn wir als Wirtschaftsstandort nichts tun, wird die Lage nur noch schwieriger», sagt Buser. Es geht den Machern des Magazins nicht in erster Linie darum, aufzuzeigen, was alles falsch läuft. Sondern welche Ansätze verfolgt werden müssen, damit der Kanton Basel-Landschaft wieder wächst und auf einer resilienten Wirtschaft fusst.
Das Magazin «Wirtschaftsstandort Baselland: Zurück in die Erfolgsspur» mit einer Auflage von 80.000 wird kommende Woche in die Haushalte im Kanton verteilt. Auch alle Mitglieder der Wirtschaftskammer Baselland erhalten ein Exemplar zugeschickt. Weitere Initiativbögen lassen sich über die Website herunterladen.
https://www.erfolgsspurbaselland.ch/
Download des Magazins: Hier klicken (PDF)