Arnout Calmeyn, Inhaber des Informatikunternehmens Kallysoft in Allschwil, blickt mit Sorge auf die jüngsten Quartierentwicklungspläne der Gemeinde. «Wir Unternehmerinnen und Unternehmer wollen investieren, umbauen, modernisieren. Doch die Gemeinde legt uns Fesseln an, die fast unmöglich einzuhalten sind», sagt Calmeyn.
Zur Erinnerung: Allschwil plant eine Arealentwicklung bei der alten Ziegelei. Damit verbunden ist neben Wohnungsbau auch die Tramverlängerung der Linie 8 aus Basel. Während die Behörden von einer «Zukunftschance» reden, sehen die KMU die aktuellen Pläne als Bedrohung (Standpunkt berichtete).
Besonders die neuen Vorschriften zur Begrünung treffen Kallysoft und andere Betriebe hart. Wo bisher flexible Lösungen möglich waren – auch Dachbegrünungen oder Fassadenpflanzen wurden angerechnet –, gilt plötzlich ein starres Reglement. «Ein Baum pro zehn Abstellplätze, Substratdicken wie auf einer Gartenanlage – das ist für Betriebe schlicht nicht praktikabel», kritisiert Calmeyn.
Er und andere KMU-Inhaber sind überzeugt: Umbauten werden dadurch teurer, Liegenschaften verlieren an Wert, Modernisierungen geraten ins Stocken. «Das Gewerbe wird ausgebremst statt gefördert», so Calmeyns Fazit.
Auch die Frage der Gleichbehandlung steht im Raum. Während einige Akteure im Quartier von Ausnahmen profitieren würden, so Calmeyn, gelten für andere strenge Vorgaben. «Es entsteht der Eindruck, dass nicht alle mit den gleichen Karten spielen müssen. Für kleine und mittlere Unternehmen ist das frustrierend», sagt Calmeyn, der seine Kritikpunkte auf einer eigenen Website aufführt und auch eine Umfragemöglichkeit anbietet.
Auf dieser Website legt der Unternehmer detailliert dar, warum er die geplante Verdichtung mit Hochhäusern und dem neuen Tramprojekt kritisch sieht. «1000 neue Einwohner und ein 80-Meter-Turm – das wird unser Quartier auf den Kopf stellen. Doch die Bedürfnisse des bestehenden Gewerbes finden kaum Gehör», hält Calmeyn fest.
Eine undurchdachte Politik
Die Bauarbeiten sollen im Jahr 2028 beginnen, mit einer Bauzeit von rund drei Jahren. Die Kosten sind auf 82 Millionen Franken veranschlagt. Ortsansässige KMU sehen die jahrelangen Baustellen mit massiven Einschränkungen verbunden: Viele Betriebe fürchten Umsatzeinbussen, wenn Kundinnen und Kunden sie nicht mehr wie gewohnt erreichen, Zulieferungen stocken und spontane Laufkundschaft wegbleibt. «Für eine kleine Firma kann ein dreijähriges Nadelöhr schlicht das Aus bedeuten», sagt Calmeyn.
Noch schwerer als die Umstände, welche die Bauarbeiten mit sich bringen, wiegt für ihn das Kommunikationsverhalten der Gemeinde. «Ich habe beispielsweise nach der Berechnungsgrundlage Grünziffer Wohn- und Geschäftszone Letten gefragt. Denn die Gemeinde hat eine tiefere Grünzonenziffer als wir in der Wohn- und Geschäftszone Letten. Warum? Eine Antwort habe ich keine erhalten.»
Unterstützung erhält Calmeyn von der Wirtschaftskammer Baselland, die seit Bekanntwerden des Projektes davor warnt, dass die Anliegen der KMU übergangen werden. «Das Projekt rund um die alte Ziegelei in Allschwil ist ein weiteres Beispiel für eine undurchdachte Politik», sagt Christoph Buser, Direktor der Wirtschaftskammer Baselland. «Das Vorhaben lässt die Realisierung einer vom Baselbieter Volk angenommenen Umfahrung Allschwil kategorisch aussen vor und setzt zudem mit dem Tram auf ein Transportmittel, das dort nicht ideal ist.»
Für Calmeyn ist klar: Wenn Allschwil diesen Kurs beibehält, werden nicht neue Chancen geschaffen, sondern bestehende Stärken verspielt.
Foto: Auf der Website https://letten.kallysoft.ch zeigt das Allschwiler Informatik-Unternehmen Kallysoft Bedenken und Fragen zum Quartierentwicklungsprojekt rund um die alte Ziegelei.